20. Jahrestag der Gründung der IPA Verbindungsstelle Pisa
„20 Jahre IPA Pisa, 20 Jahre Partnerschaft und Freundschaft mit der IPA Unna
(IPA = International Police Association, Weltweit agierender Verband
von Polizeimitarbeitern, mit ca. 420 000 Mitgliedern aus 63 !! Ländern.)
Ein Reisebericht von Andreas Bregiel
Anfang des Jahres erreichte den Vorstand der IPA Unna eine Einladung aus
der schönen Stadt Pisa in der Toskana. Grund dieser Einladung waren die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Gründung der IPA Verbindungsstelle Pisa.
Im Rahmen dieser Feierlichkeiten wurde die IPA Unna eingeladen, die langjährige
Partnerschaft schriftlich zu manifestieren.
Am 19.04.2018 ging es früh los. Für mich als Vorsitzenden startete die Fahrt in Kamen am Bahnhof, los ging es mit dem Regionalexpress Richtung Düsseldorf Airport. Kaum dort angekommen, war die Reise zunächst einmal zu Ende. Ein Anruf meiner Mitstreiterin und Sekretärin Finanzen, Gabriele Henrich lies die Laune schlagartig sinken…. „Andreas, der Flug nach München wurde soeben gecancelt, wir alle können erst morgen früh fliegen“.
Ich wollte das so nicht hinnehmen, schließlich wurden wir am Donnerstagnachmittag in Pisa von den Kollegen erwartet, nicht erst Freitagmittag!
Nach einer kurzen kontroversen Diskussion mit 3 Mitarbeitern fand sich eine Lösung.
Leider nur für mich, da Gabriele und ihr Mann Bernd noch auf der Autobahn waren.
(Diese „durften“ dann auf Kosten der LH im Maritim Düsseldorf übernachten und erreichten Pisa erst am nächsten Tag).
So hatte ich das Vergnügen, zunächst mit einem Airbus A 321 nach Zürich fliegen zu dürfen.
Von dort ging es dann mit einer uralten Fokker 100 (ca. 30 Jahre alt) der Helveticair weiter nach München.
Um 15.00 sollte es dann von München wieder mit einem Airbus der Lufthansa weiter nach Pisa gehen.
Wie sollte ich das schaffen? Der Flug ab Zürich hatte Verspätung, um 14.30 Uhr befanden wir uns erst im Landeanflug auf München.
Wer den Airport dort kennt wird wissen, Aussteigen, Fahrt zum Terminal, Wechsel des Terminal, Einchecken und Fahrt zum Flieger, das ist in 30 Minuten unmöglich. Doch „Überraschung“ !! Beim Verlassen des Fliegers in München wedelte ein Herr mit einem Schild. Ja, Warum steht da mein Name und Pisa drauf? Das war mein Privates Taxi direkt zum nächsten Flieger, Danke LH, Lob und Anerkennung, da kam sogar ein bisschen VIP-Feeling auf. Gegen 16.30 Uhr kam ich dann auf dem Flughafen in Pisa an.
Dieser ist eigentlich ein Militärflughafen, wird aber auch öffentlich genutzt. Sehr eindrucksvoll, die Militärflugzeuge, insbesondere die Boeing C-17 Globemaster und die Lockheed C-5 sind schon imposante Flieger. In etwa ist er mit dem Airport in Dortmund von der Größe zu vergleichen Im Eingangsbereich des Terminals wurde ich von einer Delegation der IPA Pisa sowie mehreren uniformierten Kollegen sehr herzlich empfangen.
Die Polizei in Italien
Zunächst ging es dann vom Flughafen Pisa zum Hotel „arten Eden“ in Pisa. Kleines Hotel, Einzelhäuser als Ferienwohnungen ausgestattet, sehr sauber und gemütlich.
Die Uniformen und somit die einzelnen „orten“ der Polizei in Italien ist etwas kompliziert.
Italien hat wie Frankreich oder Spanien kein föderal gegliedertes Polizeisystem, sondern unterhält mehrere nationale Polizeiorganisationen mit zum Teil sich überschneidenden Zuständigkeiten. Dies hat auch den Zweck eine Machtkonzentration in einer Hand beziehungsweise in einem Ministerium zu verhindern.
Dem Innenministerium untersteht die zivile Staatspolizei Polizia di Stato, die hauptsächlich in größeren Städten operiert.
Hierzu gehört auch die Polizia Stradale, diese ist mit unseren Verkehrsdiensten zu vergleichen.
Die Carabinieri unterstehen als vierte Teilstreitkraft dem Verteidigungsministerium und versehen nach Weisung des Innenministeriums Polizeidienst. Sie haben vor allem auf dem Lande ein dichtes Netz von Wachstationen.
Eine dritte nationale Polizeitruppe ist die Guardia di Finanza, eine militärisch organisierte Finanz- und Zollpolizei, die dem Ministerium für Wirtschaft und Finanzen untersteht und für die Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität zuständig ist. Sie ist vor allem auch im Bereich Steuer- und Zollfahndung tätig.
In der für die Mafiabekämpfung zuständigen Direzione Investigativa Antimafia (DIA) arbeiten vor allem Angehörige der oben genannten Polizeien unter einem Dach zusammen.
Das Innenministerium ist für die Koordinierung aller nationalen Polizeikräfte zuständig. Der Chef der Staatspolizei ist zugleich Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit und als solcher nationaler Polizeikoordinator.
Dort gab es nach der doch langen Anreise für einen echten Westfalen einen „ebensretter“, ein kaltes Bier wurde gereicht…
Nach Quartiername und Auspacken des Koffers ging es dann in die Altstadt nach Pisa.
Diese ist übrigens für den Verkehr weitgehend gesperrt, nur registrierte Fahrzeuge
dürfen einfahren, andere werden automatisch erfasst und es gibt ein Ticket.
Apropos Ticket, es entsteht immer wieder Eindruck, das Verkehrszeichen/Regeln und Ampeln in Italien von den Italienern mehr als Empfehlung als Vorschrift gesehen wird. Nicht ganz einfach für einen Deutschen Polizisten
Man nimmt sich gegenseitig die Vorfahrt… bremst…hupt ..schimpft und dann
lächelt man sich an…ine Handgeste der Entschuldigung und man fährt seines Weges
In der Altstadt liegt die Wache der Carabinieri. Nach einem regen Gespräch/ Vergleich der Polizeiarbeit wurde zum Abendessen in ein kleines Restaurant gebeten. Diverse Italienische Spezialitäten und Leckereien wurden aufgetischt, dazu gab es verschiedene Weine und andere anregende Getränke.
Wer schon einmal in Italien mit Italienern Essen war, kann sich vorstellen wie sich der Abend gestaltete- Gestartet wurde gegen 20.00, um 23.00 waren wir dann doch mit dem Essen fertig
Danach ging es noch kurz zu Fuß zur Piazza dei Miracoli, dem Platz der Wunder.
Dort befinden sich das Baptisterium, der schiefe Turm, der Dom sowie der Friedhof Camposanto.Ein wahrlich imposanter Anblick, Wiesen und weißer Marmor im Scheinwerferlicht. Dazu später mehr.
Am nächsten Tag ging es um 08.30 Uhr ins Städtchen Lari.
Dort war ich Gast der örtlichen Polizia Munizipale. Auch hier gab es interessante Vergleiche zwischen der Italienischen und Deutschen Polizeiarbeit.
Nachmittags ging es dann auf die Burg der Stadt. Dort wurden zunächst die frisch restaurierten Gebäude besichtigt.
Anschließend ging es zur berühmten Familie Marteli.
Diese stellt als reiner Familienbetrieb seit 1926 per Hand Spagetti her.
Nach der „nterweisung“ in der Herstellung wurde natürlich auch eine ausgiebige
Qualitätsprüfung durchgeführt ………. Mhhhhm Lecker !!!!
Zum Abschluss des Nachmittags durfte ich dann einem Rüstungs- und Waffenschmied in seiner Werkstatt über die Schulter schauen.
Dieser alte Herr ist handwerklich unglaublich geschickt und wahrscheinlich einer der letzten in Europa, der dieses Handwerk beherrscht. Unter anderem werden dort alle Rüstungen/Waffen etc. für die berühmten Festspiele in Florenz hergestellt und gewartet. Versuche sein Wissen an Junge Menschen weiterzugeben sind leider gescheitert, diesen war die Arbeit zu hart. Für eine einfache Rüstung mit Helm benötigt er etwa 3 Monate, für ein Schwert etwa eine Woche. Dabei ist alles Handarbeit!
Abends ging es dann in eine Pizzeria in der Nähe von Pisa, nun endlich von unserer Seite zu dritt, auch Gabriele und ihr Mann hatten es nun bis nach Pisa geschafft.
Dort wurde eine alte Italienische Tradition gepflegt, große Pizzen mit verschiedenen Belägen wurden gereicht und gemeinsam gegessen.
Auch der im Hause selbstgemachte Grappa war nicht grade schlecht.
Der große Tag Am nächsten Morgen, DEM Samstagmorgen der eigentlichen Veranstaltung ging es früh aus dem Bett. Die mitgereiste Uniform hatte den Flug glücklicherweise gut überstanden, die Tipps meiner besseren Hälfte bezüglich des Aufhängens hatte ich befolgt, sie war tragbar.
Die Schuhe geputzt, die Krawatte gerichtet, ging es los in das Rathaus Pisa.
Das Rathaus ist einfach zu beschreiben, von außen „aja, alte Bude“, von innen
„ow, wie fantastisch“. Ein barocker Saal mit Wandmalereien, Holzvertäfelungen usw, wirklich ein wunderschöner Rahmen für solch eine Veranstaltung!
Begrüßt wurden wir dort u.a. vom Präsidenten der IPA Italien, dem Präsidenten
der IPA Bereich Toskana, dem stellv. Bürgermeister der Stadt Pisa, der Präsidentin
der IPA Pisa, den Leitern der verschiedenen Polizeiabteilung und der Feuerwehr, diversen Vertretern der Gremien und Verwaltungsteilen der Stadt und etwa 120 Gäste. Insbesondere der Leiter des Kulturausschusses des Stadt Pisa zeigte sich sehr enttäuscht darüber, dass niemand der Vertreter der Stadt Unna trotz separater Einladung bei der Veranstaltung anwesend war.
Nach der einleitenden Begrüßung durch die Anwesenden in diesem wahrhaftig imposanten Rahmen (welche freundlicherweise durch meinen Freund Marco ins Englische übersetzt wurde, so dass ich halbwegs folgen konnte) kam es zur Feierlichen Unterzeichnung und Siegelung der „reundschaftsurkunden“ durch die Leiterin der IPA-Verbindungsstelle Pisa, dem Bürgermeister der Stadt Pisa sowie durch mich.
Dazu gab es noch eine wunderschöne Plakette sowie ein Glas Bild.
(Wer diese mal in „cht“ sehen möchte, kann mich gerne einmal im Raum 109 Gebäude C der Liegenschaft Unna besuchen kommen.)
Nach diesem wirklich „eschichtlichen Moment“ (Erste Verbindung dieser Art zwischen der IPA Italien und IPA Deutschland) ging es raus in ein Restaurant an einen kleinen See. Sonnenschein und 32 Grad ließen den Wunsch aufkommen, sich des Sakkos und der Krawatte zu entledigen. Aber da packte mich doch etwas der Ehrgeiz !! Solange die Italienischen Kollegen ihre Sakkos anlassen, lasse ich meins auch an. Zu meinem Bedauern haben die Kollegen das bis zum Ende der Veranstaltung durchgehalten.
Nach einem fantastischen Mittagessen mit etwa 150 Personen wurden diverse Mitglieder aus dem Bereich IPA Toskana für langjährige Mitgliedschaft und besondere Verdienste geehrt. Dabei lernte ich zu meiner Freude die Gründer der IPA Pisa kennen. Diese hatten auch die ersten Kontakte Richtung Unna geknüpft (damals mit Martin Joost und Hans Severmann am „uder“).
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde noch ein Prachtvoller Kuchen mit Fest-Aufschrift serviert.
Dieser wurde durch die Leiterin der IPA Pisa und mich feierlich angeschnitten und fand dann sein schnelles Ende.
Den Abend konnten wir dann auf unserer Terrasse sitzend im Hotel ausklingen lassen, natürlich ohne Sakko und Krawatte, dafür aber mit kalten Bier.
Dieser wirklich tolle Tag wurde dann mit einem guten W-Lan Empfang, Sky go und einem Sieg „einer“ Borussia gekrönt.
Am Sonntag ging es dann mit schon gepackten Koffern noch einmal in die Altstadt von Pisa. Es fehlte ja noch etwas, die Besichtigungen des vorgenannten Platzes der Wunder mit seinen Gebäuden und natürlich die Turmbesteigung des schiefen Turmes von Pisa.
Der Schiefe Turm von Pisa (italienisch Torre pendente di Pisa) ist das wohl bekannteste geneigte Gebäude der Welt und Wahrzeichen der Stadt Pisa in Italien.
Der Turm war als freistehender Glockenturm (Campanile) für den Dom in Pisa geplant. 12 Jahre nach der Grundsteinlegung am 9. August 1173, als der Bau bei der dritten Etage angelangt war, begann sich der Turmstumpf in Richtung Südosten zu neigen. Daraufhin ruhte der Bau rund 100 Jahre. Die nächsten vier Stockwerke wurden dann mit einem geringeren Neigungswinkel als dem bereits bestehenden gebaut, um die Schieflage auszugleichen. Danach musste der Bau nochmals unterbrochen werden, bis 1372 auch die Glockenstube vollendet war.
Der Grund für seine Schieflage liegt in dem Untergrund aus lehmigem Morast und Sand, der sich unter dem Gewicht verformt. Neuesten Ausgrabungen zufolge steht er am Rand einer ehemaligen Insel direkt neben einem antiken, zur Bauzeit bereits versandeten Hafenbecken. Die Schieflage des Turms beträgt nach Ende der Sanierungsarbeiten rund vier Grad, entsprechend einer Auslenkung an der Spitze von 3,9 m (bei rund 55,8 m Höhe). Im Inneren des Turmes hängt ein Pendel, welches oben in der Mitte befestigt ist, durch die Schieflage unten allerdings beinahe die Seitenwand berührt Eigentlich sollte die „ezwingung“ eines nur 55,8 Meter hohen Gebäudes kein Problem darstellen. Aber ……durch die engen Treppen, die Schieflage des Treppenhauses ist ständig ein komisches Gefühl dabei. Die teilweise ausgetretenen Stufen machen es auch nicht besser! Ich hatte komischerweise ständig das Bedürfnis, mich an der Wand abzustützen, obwohl dies völlig unnötig war. Nun, auch diese Herausforderung wurde gemeistert und mit einem tollen Ausblick belohnt.
Bei guter Sicht kann man vom Turm aus bis Florenz schauen!
Nach dieser Attraktion wurden auch noch der Dom, das Baptisterium sowie der Friedhof besichtigt. Wer dabei genau hinschaut stellt fest, dass nicht nur der Turm schief steht. Auch an verschiedenen Stellen der Außenmauern der anderen Gebäude ist zu sehen, das auf dem untauglichen Baugrund ein Lot- und Waagerechtes Bauen unmöglich war. Ein Blick auf die Uhr mahnte dann leider viel zu früh die Abreise an.
Von unseren neu gewonnenen Freunden wurden wir zum Flughafen gebracht, dort
vom Kommandanten der Flughafenpolizei durch die Kontrollen zum Flugzeug begleitet. Gegen 23.00 Uhr war ich dann wieder zuhause in Massen.
Mit tollen Erinnerungen, neuen Freunden im Herzen und um viele positive Erfahrungen reicher!
Ein wirkliches Beispiel für das Weltweit gültige Motto der IPA
SERVO PER AMIKECO – Dienen durch Freundschaft
Wer seinen Beruf liebt, über den dienstlichen Tellerrand hinaus schauen möchte,
wer gelebte Völkerverständigung leben und Freundschaft über Grenzen hinaus knüpfen möchte, der sollte sich über die IPA informieren (gerne bei mir).
SPA
Andreas Bregiel
Leiter der IPA-Verbindungstelle Unna